Hamburg-Coadjuthen- Hamburg…

Eine Mutter mit vier Mädchen…

eine Reise von 1943-1946

Meine Geburtsstadt Hamburg verbrennt im Feuersturm…
Hamburgs „schrecklichste Stunden“.

 Meine „Zeitgeschichte “ Beginnt in Hamburg – Hasselbrook Ritterstr. 59    1943

Am Samstag, dem 24. Juli 1943, lastet drückende Hitze auf Hamburg. Der Abend bringt nur wenig Abkühlung. Kurz nach Mitternacht – um 0.33 Uhr – zerschneidet das Heulen der Sirenen die bruttige Stille: Fliegeralarm!

Unsere Mutter holte uns aus den Betten. Anziehen und ab in den Flur! Dort standen Rucksäcke und Wolldeckenrolle bereit..wir mußten auf schnellstem  Weg zu unserem Luftschutzbunker. Auf dem Weg dorthin, sahen wir am Himmel die sogenannten „Tannenbäume“. Das waren Leucht-Signale für die      Einflugsschneisen der Bomber.
Es fallen die ersten Bomben auf die Hansestadt.
Die Bomber hatten den Auftrag (Royal Air Force ) die alte Hansestadt Hamburg bis auf den Grund zu zerstören, und zwar im vollsten Ausmaß Ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten!

Die Stadt hatte sich gewappnet, so gut es ging, gegen diese Gefahr. Aber ….die Elbe  ließ sich nicht tarnen. Im Mondlicht lag sie wie ein silberglänzender Wegweiser unter den  Bomberpiloten, denen der Turm der neugotischen Nikolaikirche – Mitte des 19. Jahrhunderts nach Plänen des englischen Architekten Gilbert Scott errichtet –als Orientierungs- und Zielpunkt diente. „Gomorrha“ wurde dieser Angriff von der (Royal Air Force ) auf Hamburg genannt.
(Quelle die Zeit)

Meterhoch lodernde Flammen, die mit unvorstellbarere Zerstörungswut Gebäude zu Grunde richten. Menschen  die ihre letzten Habseligkeiten in Sicherheit bringen…
„Feuersturm“ als Folge der Angriffe durch die britische Luftwaffe.
In seiner Geschichte des Zweiten Weltkriegs schrieb Winston Churchill, der britische  Kriegspremier: „Die vier Angriffe auf Hamburg zwischen dem 24. Juli und dem 3. August verursachten die gründlichste Zerstörung, die eine so große Stadt je in so kurzer Zeit erlebt  hatte.“ Es war dies eher eine Untertreibung. In Wahrheit erlebten Hamburg und seine 1,7 Millionen
Einwohner ein nicht-atomares Hiroshima.

Wir, meine Mutter und wir vier kleinen Mädchen überstanden diese Bombennacht!
Am nächsten Tag mußten wir laut Anordung Hamburg verlassen. Aus Sicherheitsgründen für die Kinder hieß es. Ein späteres Verlassen der Stadt wurde in Frage gestellt! Sollten die Elbrücken zerstört sein, würde es keine Möglichkeite geben die Stadt zu verlassen.
Meine Mutter wollte versuchen zu ihrer Schwester, nach Belgern/ an der Elbe zu gelangen.

Jedes Kind bekam einen Rucksack auf den Rücken, bis auf meine Schwester Inge, die im Krankenhaus lag.(Gelbsucht)
(die Rucksäcke waren schon für den Ernstfall im voraus gepackt). Inhalt Wäsche-Schuhe-Bekleidung und pers. Papiere.
Eine Rolle/Wolldecke mit Tragegriff.Am nächsten Tag in der Frühe  stand ein Taxi vor der Tür. Meine Mutter  war ins Krankenhaus gelaufen und hatte heimlich  unsere Schwester Inge geholt. (Heimlich, weil ihre Krankheit, Gelbsucht ja ansteckend war) aber ohne ihre Tochter Inge wollte meine Mutter Hamburg nicht verlassen. Mit dem Kind (im Nachthemd) auf dem Arm rannte sie über die Straßen bis zum wartenden Taxi.
Im Taxi saßen wir , meine Schwester Margot, Anneliese und ich und warteten  auf ihre Ankunft. Anschließend ging die Fahrt mit  dem Taxi und einer Sondergenehmigung über die Elbbrücken ( diese waren für Zivilisten schon gesperrt ).

In Hamburg Harburg sollte die Fahrt mit der Eisenbahn fortgesetzt werden.
Auch die fahrenden Züge wurden bombardiert! Würden wir einen Zug bekommen?

Aber wohin und wie weit wird er uns bringen können.?

2 Tage nach unserer Flucht aus Hamburg wurde auch unsere Wohnung bis auf die Grundmauern zerstört!

Unsere unbekannte Rucksack- Wanderung durch die Kriegstage nahm ihren Anfang…!

Der Aufenthalt bei Tante und Onkel,( Bürgermeister von Belgern ) gestaltete sich schwierig… plötzlich waren 5 Personen mehr im Haus!

Ich wurde in Belgern an der Elbe eingeschult…der Onkel wollte es so…

mit meiner Cousine Annemarie

Nach kurzem Aufenthalt verließen wir Belgern und meine Mutter, die aus dem Memelland stammte, glaubte uns dort in Sicherheit bringen zu können.
Erneut beginnt eine Rucksackreise …diesmal in das sehr  ferne Ostpreußen.

UNSER ZIEL,  Coadjuthen (1432 Cattiten),  Ostpreußen.  Historisches Territorium, Deutschland 1871-1918
Königreich Preußen/  Coadjuthen Ostpreußen Kreis Heydekrug

Der Name weist auf Pferdehaltung, möglicherweise auf eine sumpfige Fläche, die der Komturei  Ragnit als Weidefläche diente.
Der alte Name Cattiten weist auf Wildkatzen.
prußisch „ko, ku“ = wie, ebenso wie
preußisch-litauisch „atjoti“ = angeritten kommen, Pferde reitend zurückbringen
preußisch-litauisch „katytis“ = kleine junge Katzen

An der Sziesze blauen Fluten liegt das schöne Coadjuthen.
Dieses kleine Verschen weckt heute noch bei so manchem der Erlebnisgeneration Erinnerungen an diesen Ort.
Dort, wo das Flüßchen Sziesze aus seinem litauischen Quellgebiet kommend die litauisch-deutsche Grenze überquert hat, liegt nur ca. 3km von dieser Grenze entfernt Koadjuthen, das bis Ende des 18. Jh. ausschließlich mit
„C“ also Coadjuthen geschrieben wurde. Es war ein freundlicher Kirch- und Marktort, der beinahe städtischen Charakter trug: die Häuser waren massiv, ein großer Marktplatz war vorhanden und er besaß ein Postamt,
einen Arzt, eine Apotheke, zwei Drogerien, zwei Bäckereien, eine Fleischerei sowie 13 Kaufläden mit Gastwirtschaften  und Filialen der Kreissparkasse und der Raiffeisenkasse.

Marktplatz

Geburtshaus

Dort wurde meine Mutter geboren und ihr Vater, mein Großvater lebte noch dort! Ein sehr strenger Mann, der aber bereit ist, uns für einige Zeit ein Ersatzheim anzubieten.

Meine Mutter hatte den Vater nach ihrem 18. Geburtstag wegen seiner „Strenge“ verlassen.
Es war sehr mutig von ihr, ihn jetzt um Hilfe zu bitten.

Das Geburtstagskind

 unten in der Mitte

Jetzt in der Not mußte diese vergangene Zeit vergessen werden. Aber wie ich später erfuhr,wurde meine Mutter immer noch als Kind angesehen und mit Strenge bedacht.

Seine Mahlzeiten nahm er allein ein. Gut versorgt durch eine Haushälterin. Meine Mutter versorgte   uns Kinder in der im Nebenhaus liegenden Wohnung. Brot wurde von der Haushälterin gebacken, dass wir auch bekamen. Fleisch u.Gemüse war reichlich vorhanden.
Ich staunte über die Üppigkeit …

Mit meinen damals 6 Jahren begriff ich die Zusammenhänge noch nicht.
(Unsere Mutter hat uns erst sehr viel später über ihr Elternhaus berichtet).

Es gab ein Ereignis, das uns alle überraschte! Eines Morgens kam die Haushälterin zu uns und sagte, dass ich bitte zum Großvater kommen möchte.
Natürlich bin ich sofort mit ihr gegangen.
Der Großvater saß beim Frühstück und bat mich Platz zu nehmen und mit ihm zu frühstücken…
Was war wohl passiert? Ich sollte es sofort erfahren. Du bist sehr mutig sagte er zu mir  und das gefällt mir!
Vor einigen Tagen hatten wir eine Begegnung auf dem Grundstück….

Großvater, sein Schäferhund und ich…und weil ich vor dem Schäferhund
und dem strengen Großvater Angst hatte, sagte ich “ du und der Hund,
die müssen runter vom Hof “ !!!!

Es muss ihm wirklich imponiert haben. Noch 20 Jahre später erzählte er in
seinem Bekanntenkreis diese Geschichte.

Die Folge dieses Ereignisses war! Ich mußte mit dem Großvater täglich gemeinsam  die Mahlzeiten einnehmen.

Für uns Stadtkinder gab es viel zu entdecken. Die Tiere auf dem Hof, Blumenbeete und Gemüseanbau. Mich begeisterte auch der Fluß, die Sziesze (Šyša)
die am Grundstück des Großvaters vorbeifloss. Die Sziesze (litauisch Šyša)
deutsch, ausgesproche= Schiesche, ist ein wasserreicher Fluss. Eines Tages
wollte ich mit meiner Schwester Alli (Anneliese) dort Fische fangen, so mit Stöckchen, natürlich ohne Schnur, wie Kinder das so machen.

Bei dieser Aktion stand ich auf einer Grassode am Ufer der Schiesche , die nach kurzer Zeit abbrach und mich in die Stömung der Schiesche riss. Meine Schwester Alli , die nur 1 1/2 Jahre älter ist als ich rannte sofort los, um Hilfe zu holen.
In der Nähe gab es einen  Holzschuppen in dem befand sich eine Heissmangel. Meine Mutter war dort mit der Wäsche beschäftigt. Wie meine Mutter mir später erzählte hörte sie schon von weitem das ängstliche Geschrei meiner Schwester.
Beide rannten wieder zum Ufer der Schiesche zurück. Ich war schon abgetrieben bis zur Brücke, die am Ortseingang war.
Meine Mutter erzählte mir, dass ich ein unglaublich guten Schutzengel gehabt habe.
Ich hatte ein Kleid an und dieses hatte sich mit Luft gefüllt. Sie sah mich im Wasser treiben.
Der Kopf, Arme und Beine waren unter Wasser. Der Rücken aufgeblasen durch das mit Luft gefüllte Kleid, waren zu sehen und dadurch konnte sie mich an der Brücke aus dem Wasser retten.

Meine Mutter und meine Schwester Alli bekamen eine kräftige Erkältung durch ihre Rettungsaktion. Ich, es ist kaum zu glauben war ohne Blessuren davon gekommen . Es war ein Wunder!

Meine Mutter meine Schwester und mein „Schutzengel“ haben mir das Leben gerettet.  DANKE…!

Diese Holzbrücke über der Schiesche hat meine Mutter noch einmal in Angst und Schrecken versetzt, wie sie mir erzählte.
Sie hörte Pferdehufe auf der Holzbrücke…wer da wohl kommt? Sie ging an das Fenster und schaute hinaus und der Schlag traf sie…ein Pferd vom Großvater und oben drauf  „ich“, die Hände in der Mähne des Pferdes mit stolzem Gesichtsausdruck!
Ich muß mir dieses ( mit Sicherheit gutmütige ) Pferd auf der Pferdekoppel gegriffen haben.
Wie ich, als kleines Mädchen auf dieses große Pferd gekommen bin ? Keiner weiß es, ich auch nicht.

Ich kann mich auch noch sehr gut an eine Fahrt an die Kurisch Nehrung, mit den Fischerorten Cranz und Schwarzort erinnern. An den warmen feinen Sand unter den Füßen, den Kiefernduft in der Nase und das Meeresrausche im Ohr…

Langsam wurde es Winter . Meine Schwester Alli und ich gingen hier in  Coadjuthen zur Grundschule und mußten jeden Tag ( als Abkürzung ) über den Friedhof.
Im Schnee machte er einen romantischen Eindruck. Nur Alli hatte immer etwas Angst.
Die beiden Großen mußten , ich glaube nach Heydekrug zur Schule gehen.

Am 27. September 1941 erhält die Landgemeinde Heydekrug endlich Stadtrechte.
Als Folge des 2. Weltkrieges, der 1939 begann, eroberten 1945 die Sowjets ganz Ostpreußen und damit auch den Kreis Heydekrug.
Heute ist Heydekrug (lit. Silute) die Bezirksstadt des litauischen Bezirks Silutes  rajonas in dem Großkreis Klaipeda (Memel) der Republik Litauen.

Meine Schwester Inge, die Älteste wollte mit uns ein kleines Weihnachtsmärchen einstudieren.
Es sollte ein Dankeschön für unsere Mutter, für den Großvater und seine Haushälterin, die uns Kinder immer sehr verwöhnte, werden. Die Aufführung sollte „Heilig Abend “ sein.

Sie hatte auch einen Titel erfunden.

„SCHNEEFLÖCKCHEN   IM  WEIHNACHTSWALD“

Wochenlang wurden von uns Wattebällchen auf Bindfäden gezogen und daraus Netze gemacht, die wir nach ihrer Anweisung überhängen mussten.
Tannenbäumchen holten wir aus Großvaters Wald. An viel mehr kann ich mich leider nicht mehr erinnern.
Bestimmt haben wir auch schöne Weihnachtslieder gesungen.
Es gab eine große Enttäuschung. Der Großvater kam nicht!Wir Kinder waren natürlich enttäuscht!

 

Unsere Mutter hat es aber sehr gut verstanden, mit uns noch einen gemütlichen   Weihachtsabend zu verbringen.

Dies ist ein Erinnerungsfote an das letzte Weihnachtsfest 1942 in Hamburg.

Mit unserer Halbschwester Ilse.

Sie war auch in Hamburg, als Flakhelferin und fand unsere Wohnung nach unserer Abreise durch Bomben zerstört vor.

Der Winter 1943-44 war für uns Kinder ein wunderbares Erlebnis.
Auch das Frühjahr und der Sommer (Reise an die Nehrung) konnten wir mit viel Freude erleben.
Aber dann im Herbst, war alles wieder vorbei!

 

 Ein Erinnerunsfoto  für unseren Vater. Von 1943 in Tilsit

Die russische Front rückte immer näher…bald waren auch schon Schüsse zu hören.
Keiner der Erwachsenen konnte sich vorstellen , das die Gefahr für die Bevölkerung immer größer wurde.

Unser Großvater bekam im August einen Warnhinweis…nach eingehender Beratung mit unserer Mutter, stand der Entschluß fest!
Rucksäcke packen und auf dem schnellsten Weg Coadjuthen verlassen.

Bereits am 11. Oktober rückten die Russen nach einem Panzergefecht in den Ort ein, der zunächst kaum zerstört war.
Die litauischen Neusiedler richteten dann jedoch bedeutende Zerstörungen an, indem sie nach und nach die unbewohnten Gehöfte abrissen und verheizten.
Einige alteingesessene Familien, die auf der Flucht überrollt wurden,
mußten nach Koadjuthen zurückkehren. Im März 1949 wurden die Familien Kestenus (4 Personen), Pieper (3 Personen)
und Pokallnischkies (2 Personen) nach Sibirien verschleppt.
Meinem Großvater gelang auf abenteuerliche Weise die Flucht in den Westen.

Qellen:
Memeler Dampfboot

Meine Mutter spannte ein Pferd vor eine Kutsche und los ging es nach  Stonischken. Coadjuthen  hatte keinen Bahnanschluß.
Doch 14 km südlich lag die Bahnstation Stonischken an der Strecke Tilsit – Memel, wohin es eine Busverbindung gab.
Pferd und Kutsche wurden vom Großvater wieder zurück geholt.
Er wollte Coadjuthen nicht verlassen.
Von  Stonischken  ging es mit dem letzten Zug nach Memel. In Memel bekamen wir den  letzten Zug Richtung Westen.

Wohin, das konnte keiner sagen!  „Ziel unbekannt“

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass wir ein unglaublich großes Glück gehabt haben!

1944 im Oktober sollen Memel und das Memelland von deutscher Zivilbevölkerung geräumt werden, doch der Räumungsbefehl kommt zu spät:
Die letzte Flucht im Kreis Memel beginnt am 08.10.1944.
Im Süden bricht die Rote Armee am 09.10.1944 bei Heydekrug durch. Die Brücke über den Rußstrom bei Ruß wird von deutschen Pionieren gesprengt:
Daraufhin gelingt tausenden Memelländern die Flucht nicht mehr, einige retten sich über das Haff und die Kurische Nehrung. Fluchtberichte aus dem Memelland erzählen von unsagbarem Leid.

Unser Vater hatte Heimaturlaub (was hieß es in dieser Zeit schon), aber in Coadjuthen fand er uns nicht mehr.

Von links. Onkel-Großvater-Vater.

Keiner konnte ihm Auskunft geben,wo unser Zug von Memel aus gefahren ist.

Erst durch einen Brief aus Reichenberg von unserer Mutter an seine Feldpost-Nr. war es ihm möglich sein Familie wieder zu finden.

  DER LETZTE  ZUG …

 Der Zug war natürlich total überfüllt. Mütter mit 4 kleinen Kindern, so wie es bei meiner  Mutter der Fall war, bekamen Hilfe so gut es ging. 2 Sitzplätze für Erwachsene,  war im Zug Luxus. Wir fuhren Tag und Nacht.
Unterbrochen wurden die Fahrten durch Bombenangriffe auch durch Tiefflieger aus der Luft.
Damals wurde noch mit Dampflokomotiven gefahren. Diese wurden bei einem Angriff vom Zug abgekoppelt, so das der Eindruck ensteht, das es sich um einen abgestellten Zug handelt.
Am Tage waren wir auf zwei Sitzplätze verteilt. In der Nacht lagen die großen
Geschwister im Gepäcknetz.
Ich lag hinter dem Rücken meiner Mutter auf ihrem Sitzplatz…das bedeutete für sie, viele Nächte auf der Sitzbankkante!!

Ich wurde oft gefragt, ob ich traumatische Erinnerungen aus dieser Zeit habe.
NEIN! Meine Mutter hat uns immer das Gefühl totaler  Geborgenheit vermittelt!
In dankbarer Erinnerung, denke ich sehr oft an sie zurück……

Ich kann mich noch an ein Ereignis in Berlin erinnern.
Unser Zug fuhr in den überfüllten Bahhof ein.
Wir wurden aufgefordert die Abteilfenster runter zu lassen und die Hände durch  das Fenster zu strecken.
Auf dem Bahnsteig gingen Helferinnen mit  BUTTERBROT-PÄCKCHEN,
in Pergamentpapier verpackt von Abteil-zu Abteilfenster und legten in die
ausgetreckten Hände je ein Päckchen. Auch wir wurden damit versorgt.
Aber nicht alle hatten das Glück! Fliegeralarm beendete diese Hilfsaktion abrupt.

Der Zug wurde schnell aus dem Bahnhof gezogen. Die Dampflokomotive abgekoppelt!
Wir standen auf freien Geleisen. Saßen  im Zug und konnten nur hoffen, dass uns  keine Bombe trifft.

Endlich wieder Ruhe am Himmel…unsere Fahrt ging weiter…

Gelandet sind wir im August 1944 in Reichenberg im Sudetenland.

Meine Mutter mußte zum zweiten Mal ihre Heimat verlassen…

„Aus dem Volkslied Ännchen von Tharau“

    von Johann Simon Dach. 1605-1659  

(meine Mutter hat dieses Lied geliebt)

 

 Ännchen von Tharau, mein Licht,  meine Sonn,
Mein Leben schließ‘ ich um deines herum.

Was hat die Liebe doch für ein Bestand,
Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand?

 

 

Ännchen von Tharau Brunnen Memel

Foto -Peter Lührs

Die Fortsetzung könnt Ihr unter HEIMWÄRTS lesen.

 

 
 
 
Guten Morgen aus Perú,
bei Ihnen guten Tag, wir haben -7 Zeitstunden Unterschied zu Deutschland.
Ich habe Ihre Erzählung mit Interesse gelesen und dann auch an viele aus meinem Bekanntenkreis weiter geleitet via BCC ( Undisclosed-Recipients ), analog, wie ich das grundsätzlich bei Weiterleitungen handhabe. Ich bekomme in der Regel aber keine Antwort auf solche Weiterleitungen, erfreulicherweise muss ich dazu gleich ergänzen, denn sonst würde meine Mailbox auch sehr schnell überlaufen.
Da viele meiner Kontakte auch schon älteren Datums sind, im doppelten Sinne, und teilweise auch nicht im Internet zuhause sind, um sich dann über diesen Weg Zugang zu Informationen zu holen, hatte ich Ihren Bericht in eine Worddatei übertragen und diesen dann als Text im „Rich-Text (HTML)“ – Format weitergeleitet, damit so auch die Fotos dazu datensparend übertragen werden und „man“ direkt lesen kann.

Ich sende Ihnen freundliche Grüße aus Perú

Peter Schaefer

 
 
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Karin Tamcke schrieb:
Sie werden sich sicherlich wundern, dass ich Ihnen schreibe.

Aber es hat einen Grund. Einen hoffentlich auch für Sie sehr spannenden Grund.

Ich bin zufällig im Internet auf Ihre Erinnerungen an Coadjuthen gestoßen. Und ich hab gelesen und gelesen und konnte gar nicht mehr aufhören.

Einerseits hat mich Ihre Schilderung über die Flucht aus Hamburg sehr berührt (Die Schwester der Mutter meines leider verstorbenen Partners ist bei dem Feuersturm auf Hamburg mit ihrer ganzen Familie ums Leben gekommen), andererseits ist es so, dass meine Großeltern auch aus Coadjuthen stammten und meine Mutter wurde da ebenfalls geboren. 1945 mussten auch wir aus Ostpreußen flüchten, nun lebe ich bei Bad Bramstedt.

Meine Großelten hießen ebenfalls Hoffmann, meine Mutter ist demnach auch eine geborene Hoffmann.

Und es gibt in Ihrem Bericht ein Foto, das das Geburtshaus Ihrer Mutter zeigt. Auf dem Foto steht „Villa Bajohr“. Meine Mutter hat auch diesen Namen oft erwähnt. Sie sprach von einer Hildegard (oder Edelgard?) Bajohr. Ich glaube sogar, sie hat uns nach dem Krieg noch mal besucht, weiß jetzt aber nicht, ob ich es nicht verwechsele.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den großen Marktplatz in Coadjuthen mit der Gaststätte Naubur. Das war der Onkel meiner Mutter. Mein Großvater, Richard Hoffmann, war Schuhmacher im Ort.Der Ort Coadjuthen war meine ganze Kindheit über im Gespräch, weil meine Mutter und Großmutter oft davon sprachen.

Sie können sich sicher vorstellen, wie begeistert ich war, Ihre Schilderungen zu lesen. Ich selbst bin 1944 in Königsberg geboren und kann mich demnach leider nicht mehr an Ostpreußen erinnern.

Und nun beschäftigt mich noch eine Frage: Könnte es vielleicht sein, dass wir aufgrund des Namens Hoffmann über ein paar Ecken sogar miteinander verwandt sind?

Die Kinderfotos von Ihnen und Ihren Schwestern erinnern mich irgendwie an Kinderfotos von mir selbst. Ich schicke Ihnen mal zwei von mir mit.

Ich hatte, als ich Ihren Bericht gelesen hatte, sofort eine Mail an das Forum geschickt und Herr Scriba war so nett, mir postwendend und direkt aus seinem Urlaub Ihre E-Mail-Adresse zu geben.

Sehr geehrte Frau Bässe, ich würde mich sehr freuen, wenn ich von Ihnen noch mehr über Coadjuthen erfahren könnte. Und – wie gesagt – vielleicht besteht ja ein familiärer Zusammenhang.

Mit freundlichen Grüßen

Karin Tamcke

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George aus Athen schrieb :

Guten Tag meine liebe Ulli!

Erst nach ein Paar Tagen habe ich geschafft die PCSG Mails zu schauen und bin begeistert mit Deiner Erzählungen.

Dir will ich auch hierzu gratulieren!

Mit einem unverminderten Interesse habe ich Deinen Text gelesen. Es war eindrucksvoll. Obwohl ich manche Begriffe nicht richtig verstehen kannte, finde ich Deine Leistung hochinteressant. Als historische Dokumentation, als literarische Leistung, als menschliches Geständnis.

In der letzteren Periode habe ich endlich geschafft eine unfangreiche Studie zum 2. Weltkrieg (30 Bänder) zu lesen und somit habe ich festgestellt, wieweit ich hierüber ungenügend informiert worden bin. Ich bin eigentlich erst nach dem Krieg geboren. Demzufolge hatte ich zusätzlich Lust gehabt Deine Ausführungen mit der neuerlich erwirtschafteten Historie-Kenntnissen gegenüber zu stellen.

Noch einmal besten Dank und bravo!

George aus Athen

George Apostolopoulos
1 Skopelou Str. & Fok. Negri Str.
GR-113 61 Kypseli – Athens

 Herzlichen Dank lieber George

Ulli

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 Liebe Ulli, lieber Horst,

gestern – am Heiligabend -sind wir leider nur oberflächlich dazu gekommen, das tolle Weihnachtsgeschenk anzusehen. Es war einfach zuviel Trubel, denn für so eine aufwändige Arbeit braucht man Zeit und Muße.
Ich habe heut morgen noch einmal alles angesehen. Besonders der Abschnitt über Coadjuthen ist sehr beeindruckend. Ich werde Margot diesen Teil ausdrucken; ich glaube, es fällt ihr leichter, etwas Gedrucktes zu lesen.
Dir, liebe Ulli, recht herzlichen dank für deine Mühe. Es hat sich gelohnt. Und euch Beiden besinnliche Festtage und ein gesundes und aktives neues Jahr

Herzliche Grüße
Joachim 

 

17 Gedanken zu “Hamburg-Coadjuthen- Hamburg…”

  1. Das ist ja hammermäßig, Creava …. bin mal wieder auf Deiner Seite stöbern, da gibt es ja so viel zu entdecken!

    Dein „Kriegs-und Nachkriegsbericht“ ist sehr berührend; ich habe selber noch viele Bilder meiner Mutter aus jener Zeit, ihre Familie ist damals auch vertrieben worden, allerdings aus Schlesien (wobei mein Opa auch aus Ostpreußen stammte).
    Ich habe noch ein altes Tagebuch von Mama, wo sie u.a. auch Kriegserlebnisse schildert – es ist unglaublich, wie die Menschen damit fertig wurden und trotz alledem und alledem noch Mut zum Leben aufbrachten.

    Vielen Dank, daß Du uns teilhaben läßt.
    Nie wieder Krieg!

    • creava sagte:

      Liebe Ute,

      wenn Du noch das Tagebuch Deiner Mama und Fotos hast , möchtest Du nicht auch daraus einen Bericht schreiben und unter “ Zeitzeugen“ veröffentlichen ? So ehren wir unsere tapferen Mütter und die Geschichte bereichert das Museum in Berlin! Dort ist es für alle Generationen nachzulesen. Meine Nichte unterichtet in einem Goethegymnasium und sie findet es sehr wichtig, dass darüber geschrieben wird!
      Hoffentlich “ NIE WIEDER KRIEG“ !!! Das wäre sehr zu wünschen!!!!!

      Sei herzlich gegrüßt von
      Creava ( Ulli )

  2. Ich bin sehr berührt…kann da gar nicht mehr viel sagen. Was habt ihr alles durchmachen müssen…Wir gut geht es uns allen jetzt….

    Ich lasse einfach liebe Grüße da!!

  3. Heiner Fosseck sagte:

    Liebe Ulli!

    Dein ergreifender Bericht Hamburg – Coadjuthen – Hamburg sollte im
    „Kollektives Gedächtnis“ für alle Zeiten aufbewahrt werden.
    Wende dich an die unten stehenden Adressen.
    Herzliche Grüße Heiner Fosseck

    Siehe hier:
    Das Kollektive Gedächtnis bietet die Möglichkeit, persönliche Erinnerungen zu veröffentlichen, die in einem Zusammenhang mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts stehen.

    Wer seine persönliche Geschichte erzählen möchte und diese der Öffentlichkeit zugänglich machen will, kann den Beitrag, gerne auch unterstützt durch Bildmaterial, einfach per E-Mail (kg@dhm.de) oder mit der Post senden an:

    * Beiträge bis Kriegsende 1945:
    * Deutsches Historisches Museum
    * Dr. Arnulf Scriba
    Unter den Linden 2
    10117 Berlin

    * Beiträge ab 8. Mai 1945:
    * Haus der Geschichte der
    Bundesrepublik Deutschland
    * Dr. Ruth Rosenberger
    Willy-Brandt-Allee 14
    53113 Bonn

  4. sehr schoen und ruehrend,da habe ich mal wieder ein wenig geweind als wenn es die geschicht meiner mutter waere,ist aber ja auch, 🙂 und wir tragen das immer noch alle mit uns herum,die „reisen“ die bomben…..:-)

    • creava sagte:

      Es ist aber auch eine wertvolle Erfahrung…
      Ich meine die zwischenmenschlichen Beziehungen damit.

      Alles Gute…
      bis bald

    • creava sagte:

      hi regido,
      ich hoffe sehr, dass Eure Generation und die noch folgenden diese Erfahrungen nicht machen müßt!

      bis bald Creava

    • creava sagte:

      liebe regido,
      Deine 2 letzten Kommentare kommen bei mir unter Katharina an…ist das von Dir gewollt?
      Creava

  5. Katharina sagte:

    Hallo Ulli!

    Danke für die vielen unbekannten Vorfahrenfotos und Infos, besonders Deine Mama (meine Uroma) als 20er Jahre Mädel gefällt mir…

    In der Geschcihtswissenschaft nennt man das, was Du hier gemacht hast übrigens ‚oral history‘ 😉
    Gutes Neujahr, Katharina.

    • creava sagte:

      Hi liebe Katharina,

      Deinen Hinweis „oral history’ “ habe ich sofort aufgegriffen und mich – schlau gemacht !! Ich werde mich auch noch ausführlicher, Dank, Deiner INFO damit beschäftigen.
      Es ist toll, eine so interessierte, schlaue Großnichte zu haben.
      Ich hoffe, dass Du und Dein Freund gut im neuen Jahrzehnt gelandet bist…:-)

      Viel Glück und Erfolg wünscht Dir von Herzen
      Deine Großtante 🙂
      Ulli

    • ja das stimmt auch,aber zu weilen ist es doch sehr schmerzhaft…..und ich persoenlich kenne es nur aus erzaehlungen 🙂
      bis bald 🙂

    • da hast du recht,wir haben sie aber nachempfunden…..
      und ich weiss nicht warum wir in afganistan sind oder oder…
      ich weiss das kein krieg den frauen oder kindern etwas gutes bringen kann….ich wuerde meine brueder schlagen wollten sie in den krieg ziehen….ist das ein wiederspruch? ja warscheinlich!
      Aber wir sind im krieg in irak ,in afganistan……ich will das nicht,auch wenn ich es nicht mit meiner eigenen haut bezahlen muss ….leide ich….auch fuer meine brueder 🙂
      oder meine schwestern… 🙂
      und da gibt es politiker…

  6. Ja, liebe Biezi….

    Man merkt doch, dass Du schon
    immer ein kleiner „Düwel“ warst!
    Diese Prägungen in Ostpreußen haben Dich dann wohl später
    auch die Natur im Schwarzwald so sehr genießen lassen.
    Die gleiche Angst vor dem Ur-Großvater hatte ich auch mit 12 in Gaisthal. Weißt Du noch? Aber da beginnt schon wieder eine
    neue Geschichte im tiefen Schnee bei – 24 Grad……………………

    Ich werde diese Geschichte
    “ im tiefen Schnee bei – 24 Grad……………………“

    schreiben 🙂

    Liebe Grüße Deine Wa-Pa-Ta

  7. Liebe Ulli, ich danke Dir sehr herzlich für dieses ganz besondere Weihnachtsgeschenk.
    Die Familiengeschichte ist sehr spannend geschrieben
    und sorgfältig recherchiert.Die Eindrücke des Kindes sind
    sehr anschaulich geschildert.Man merkt doch, dass Du schon
    immer ein kleiner „Düwel“ warst!
    Diese Prägungen in Ostpreußen haben Dich dann wohl später
    auch die Natur im Schwarzwald so sehr genießen lassen.
    Die gleiche Angst vor dem Ur-Großvater hatte ich auch mit 12 in Gaisthal. Weißt Du noch? Aber da beginnt schon wieder eine
    neue Geschichte im tiefen Schnee bei – 24 Grad……………………

    Mit weihnachtlichen Grüßen in tiefem Schnee an die mutige Ulli
    herzlichst
    Biezi

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